Dezember 2021

 Wirtschaftsprognose für Polen für 2022

Die Wirtschaft Polens hat wieder das Niveau vom Ende 2019, also von vor dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie, erreicht. Im zweiten Quartal dieses Jahres machte das Wirtschaftswachstum in Polen so viel wie 11,2% aus, was das höchste Quartalsergebnis in der Geschichte darstellt. Zum Vergleich: im zweiten Quartal 2020 - während der ersten Pandemiewelle - schrumpfte die Wirtschaft in Polen um 8,3%. Hervorragende Ergebnisse werden durch ausländischen Austausch, insbesondere mit Deutschland, erzielt. Deutschland ist seit vielen Jahren der wichtigste Wirtschaftspartner Polens, und jedes Jahr stärkt Polen seine Position im Ranking der deutschen Wirtschaftspartner. Im Jahr 2019 überholte das Land Großbritannien und landete auf Platz 6, und im Jahr 2020 - auf Platz 5, vor Italien. In diesem Jahr wird Polen voraussichtlich zum viertwichtigsten Wirtschaftspartner Deutschlands werden, nach den Niederlanden, den USA und China und gefolgt von Frankreich.

Die Arbeitslosenrate, die Ende 2019 laut dem polnischen Hauptstatistikamt bei 5,1% lag, ist noch nicht auf das Niveau von vor der Pandemie zurückgesunken. Anfang dieses Jahres erreichte die Arbeitslosigkeit infolge der Pandemie den Rekordwert von 6,5%. Aktuell sind es 5,6% und die Tendenz ist rückläufig. Dies lässt die Prognose zu, dass die Arbeitslosigkeit in Polen im Jahr 2022 nicht nur das Niveau von vor der Pandemie erreicht, sondern auch die psychologische Grenze von 5% unterschreitet. Die Verteilung der Arbeitslosigkeit im Land bleibt ungleichmäßig. Am niedrigsten ist sie seit vielen Jahren in Wielkopolska (derzeit 3,3%) und am höchsten in Ostpolen, insbesondere in der Wojewodschaft Ermland - Masuren (8,7%). Der Anstieg der Arbeitskräftenachfrage und der starke Inflationsdruck führten 2021 zu einer nominalen Lohnerhöhung um 8% (Schätzung). Prognosen zufolge wird die Lohnerhöhung langsamer und wird bis 2022 nominal knapp über 7% betragen.

Das größte wirtschaftliche Problem für Polen ist derzeit die Inflation. Die von Eurostat gemessene Preiswachstumsrate in Polen ist die höchste seit über 20 Jahren. Hauptursache der Inflation sind pandemiebedingte globale Versorgungsstörungen, die auftraten, als die über Jahre aufgebauten komplexen logistischen Verbindungen und Lieferketten vielerorts abgerissen wurden. Die Angebotsknappheit wurde durch die wachsende Nachfrage verschärft, die durch die Erholung der Wirtschaft nach der Pandemie verursacht wurde. Die Unternehmen, die diese Probleme sahen und befürchteten, dass sie sich noch verschlimmern, begannen, Waren vorrätig zu bestellen und erhöhten damit die Nachfrage auf dem Markt noch mehr, was dazu führte, dass die Preise noch schneller stiegen und die Verknappungen und Verzögerungen auf den Märkten noch mehr zunahmen. Die Inflation wird auch durch steigende Energiepreise angekurbelt. Die postpandemische weltweite Wirtschaftsbelebung führte zu einem Anstieg der Nachfrage an Gas, was von Lieferanten ohne Weiteres ausgenutzt wurde und die Preise auf den Weltmärkten stark in die Höhe trieb. Die Inflationsrate in Polen für das ganze Jahr 2021 wird eine der höchsten unter den Ländern der Europäischen Union sein und nach unabhängigen Prognosen der Polnischen Nationalbank (NBP) und der Europäischen Kommission 4,9% (NBP) oder 5% (EC) betragen, und im Jahr 2022 - 5,8% (NBP) und 5,2% (EC). Zum Vergleich: für Deutschland prognostiziert die Europäische Kommission für 2022 einen Inflationsanstieg um 2,1% und für die gesamte Europäische Union um 2,5%. Eine Verlangsamung des Inflationswachstums in Polen und eine anschließende Trendwende wird voraussichtlich erst 2023 erfolgen.

Der Inflationsdruck auf die Wirtschaft Polens sollte nicht andauern, da er hauptsächlich durch ein Missverhältnis zwischen dem Angebot und der Nachfrage infolge der Pandemie verursacht wird. In den kommenden Jahren gibt es für Polen Herausforderungen, die wichtiger als die Inflationsbekämpfung sind, wie etwa die alternde Bevölkerung und der Mangel an Arbeitskräften, strukturelle Veränderungen wie die Dekarbonisierung der Wirtschaft und die digitale Transformation und Robotisierung, insbesondere in kleinen und mittelständigen Unternehmen. Diese Aspekte sind unter anderem in der neuesten OECD-Prognose für Polen genannt. Trotz der Probleme entwickelt sich die Wirtschaft Polens weiterhin mit hohem Tempo. Das BIP-Wachstum soll 2021 bei rund 5% liegen, und die Prognosen für 2022 gehen – je nach Prognoseinstitut – von einem Anstieg zwischen 4,9% und 5,2% aus.

 

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