Dezember 2019

Wirtschaftsprognose für Polen 2020

Das Wachstumstempo der Wirtschaft Polens wird 2019 sicherlich höher als 4% sein, später kommt aber eine Verlangsamung. Zu solch interessanten Schlussfolgerungen führt die Analyse der letzten Prognosen für die Wirtschaft Polens, die durch die Europäische Kommission und die Weltbank veröffentlicht wurden. Die Europäische Kommission hat die Prognose für Polen in 2019 von 4,4% auf 4,1% herabgesetzt, die Weltbank aber hat sie von 4,0% auf 4,3% erhöht. Die beiden Institutionen sind sich jedoch einig, dass das Wirtschaftswachstum in Polen 2020 kleiner wird und 3,3% (Europäische Kommission) bzw. 3,6% (Weltbank) ausmachen wird. Die Prognosen bedeuten jedoch, dass sich Polen nach wie vor an der Spitze anderer europäischer Länder befindet. Nur Malta (4,2%) soll sich in 2020 schneller als Polen entwickeln, und eine vergleichbare Wachstumsdynamik zeigen Rumänien und Irland.

Die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in Polen ist zum großen Teil eine Folge der schwachen Konjunktur in der gesamten EU. Das prognostizierte BIP-Wachstum für die gesamte EU in 2020 ist 1,4%, und für die Euro-Zone 1,2%.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist mangelnde Arbeitskraft. Die Arbeitslosenrate ist in Polen auf rekordniedriges Niveau gefallen - 5% - und im nächsten Jahr wird sie auch so bleiben. Immer noch gibt es große Unterschiede unter den Regionen. Die höchste Arbeitslosigkeit ist in Ermland-Masuren - 8,7%, und die niedrigste (seit vielen Jahren bereits) in Wielkopolska - 2,8%, wobei die Hauptstadt der Region – Posen – über eine vollständige Beschäftigung berichtet (Arbeitslosenrate unter 1%). Die Situation auf dem polnischen Arbeitsmarkt wird durch eine immense Wirtschaftsmigration, hauptsächlich aus der Ukraine, entspannt. Die Zahl der ausländischen Kurzzeitarbeiter beträgt knapp 1,5 Mio.
Einen negativen Einfluss auf das Wirtschaftswachstum kann die zunehmende fiskalische Belastung haben, die sich aus der Realisierung der Wahlversprechen ergibt. Aus politischen Gründen kann es schwierig sein, diese Versprechen auch im Falle einer Schwächung der Konjunktur nicht einzuhalten. Trotzdem soll die Staatsverschuldung Polens von 47,4% BIP in 2019 auf 45,5% in 2020 sinken, und im nächsten Jahr unter 45% fallen.

Es wird erwartet, dass die Inflation im nächsten Jahr zunimmt. Momentan beträgt sie 2,6%, in 2020 soll sie 3% überschreiten. Das moderate Inflationswachstum wird von Lebensmittelpreis- und Verwaltungsgebührenerhöhung (z.B. Abfallentsorgung) beeinflusst. Glücklicherweise hat die Treibstoffpreissenkung (ca. 5% in 2019) eine Abschwächung der schon angelaufenen Inflationsspirale bewirkt.

Den Prognosen nach werden einmal der Privatkonsum, der durch Vergütungserhöhungen (Zunahme um 6,6% in 2020) und niedrige Arbeitslosenrate angetrieben wird, sowie die Zunahme von Investitionen, die hauptsächlich aus den EU-Mitteln finanziert werden, weiterhin die Antriebskraft für die Wirtschaft Polens sein. Die kurzfristigen Prognosen für die Wirtschaftsentwicklung des Landes können also als moderat optimistisch bezeichnet werden.

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